Hätte mir einer vor drei Jahren gesagt, dass ich heute die Sportbootführerschein Binnen und See habe, hätte ich dem wohl den Vogel gezeigt. Warum sollte ich das machen? Doch das Schicksal nahm seinen Lauf als mich Markus fragte, ob ich nicht bei ihm mit segeln wolle, in Kroatien, das war 2014. Wir hatten uns lange nicht gesprochen oder gesehen, Markus von Get on Board hat mich angeschrieben, ob ich nicht ein paar Fotos von ihm und seiner Jolle machen könnte. Schon ein halbes Jahr später war ich mit ihm auf der „Ema“ als Teil einer sechsköpfigen Mannschaft. Vorher war ich noch nie auf einem Segelboot gewesen, also die besten Voraussetzungen.
Als es losging, war das Mittelmeer glatt und ruhig. Es ging in der Woche auf See, aber auch schon mal der „Punk“ ab, da merkte ich, dass es genau das ist, was mir gefällt, wenn es richtig vorwärtsgeht. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, geil war’s! Auf dieser Fahrt wurde ich hier und da „angelernt“. Nun wusste ich, was eine Winsch ist oder Moorings, letztere durfte ich auch des Öfteren mal aus dem Wasser ziehen beim Festmachen. Mit dem Bootsmannstuhl habe ich auch meine Bekanntschaft gemacht. Von der Mastspitze aus sieht man vieles mit anderen Augen und aus einer ganz anderen Perspektive. Mit dem Dingi fahren war aber nicht drin, kein Führerschein. In dem Moment keimte der Gedanke den Schein zu machen das erste Mal auf.
Angebissen? Wenn Du noch nicht weißt, was Du willst, dann buche Dir eine Woche Mitsegeltörn, danach ist vieles klarer. Vorerst, klar zum Weiterlesen!
Der letzte Tropfen zum Sportbootführerschein
Der zweite Trip war auf einer 54 Fuß (16,46 m) Yacht mit acht Mann Besatzung, das war eine geniale Woche! Die Mannschaft hat super harmonisiert, das Boot ist genial gelaufen (Länge läuft!) und wir hatten guten Wind. Tageweise war es arschkalt und ich musste so ziemlich alles darunter ziehen, was ich an wärmender Kleidung dabei hatte, aber egal Hauptsache Wind! Diesen letzten Törn auf der „Cesarica“ von Sunrise-Sail muss ich auch noch unbedingt „verbloggen“.
- Tipp: spare nicht an gemütlicher, nicht zu dick auftragender warmen Unterwäsche. Lange Unterhosen mit Silber sind ganz gut, auch nach zwei, drei Tagen gebrauch miefen die praktisch gar nicht. Nicht falsch verstehen, wenn vor Anker in einer Bucht liegst und es kalt ist, machst Du keinen Waschgang. Zumal das Abwasser mit Waschmittel nicht ins Meer sollte.
- Merino Set Merinopullover und Merinounterhose für die Winterzeit – Dicke Grammatur: 350 g/m² – Material: 72 % Wolle (Merino) 28 % Lyocell
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Jetzt musste es sein, ich musste den Grundstein legen. Mit dem Gedanken ging ich den ganzen Sommer schwanger, bis mich ein Freund anschrieb, er wolle auch den Sportbootführerschein Binnen machen. Da bin ich einfach mit zum MYC Germersheim und habe mich kurzerhand für beide Führerscheine und die beiden Funk Zertifikate angemeldet, kein zurück, die Vision steht.
2. Tipp: Du willst nur den Sportbootführerschein Binnen machen, nur MoBo fahren, Hebel auf den Tisch und ab? Wenn Du nur einmal daran gedacht hast auf dem Meer segeln zu gehen, mach es vorher. Danach wirst Du Dich für den Sportbootführerschein See, Binnen und die Funkscheine entscheiden. Oder Du bist zumindest klar, damit das Binnen wirklich reicht. Mich hat das Meer definitiv beim ersten Törn in seinen Bann gezogen.
Zuerst war der SBF See an der Reihe. Zweimal in der Woche Kurs und auch zu Hause Theorie, Navigation und Knoten üben. Für einen, der vorher nichts mit der Thematik am Hut hatte, war das recht viel zu lernen. Wobei die Navigation mir richtig Spaß machte. Beim Umgang mit den Dreiecken und dem Zirkel fühlte man sich schon wie ein Navigator. Dabei ist das alles nur die Spitze des Eisberges. Die praktischen Fahrstunden, bei denen die Prüfung-relevanten Manöver geübt wurden, stellten sich für mich anfangs schwieriger dar als ich vorher gedacht hätte. Unser Fahrlehrer hatte fast immer etwas zu kritisieren, das war schon ab und an deprimierend.
3. Tipp: Stell Dich auf etwas Kommandosprache ein, wenn es zur Sache geht wird nicht rumgeeiert, sondern Entscheidungen getroffen, und zwar die richtigen! Aber immer „Erst denken, dann lenken!“.
Die Prüfung
Am Tag der Prüfung waren wir alle recht aufgeregt. Jeder hatte sich seine eigene Strategie zurechtgelegt, wie man sich die Gegenkurse am besten einprägen könnte. Denn beim Sportbootführerschein See muss nach Steuerkompass gefahren werden und eben auch gepeilt.
Ich höre heute noch den Fahrlehrer: „Kurs-gerechtes Aufstoppen, Wende auf engstem Raum über Steuerbord auf Gegenkurs“ Zack und wie war denn nun der Gegenkurs?
Beim überlegen darüber, die Seite vergessen, über die gewendet werden sollte. Beim Wenden hab ich, glaube ich auch jeden möglichen Fehler gemacht. Was immer recht gut funktionierte, war das „Mensch über Bord Manöver“ und wer Boot fährt, muss auch anlegen können, auf jeder Seite und mit Wind. Das Anlegen war auch lange ein Glücksspiel. Doch irgendwann ist der Groschen gefallen. Das war bei den Fahrstunden, doch jetzt war Prüfung. Jeder hatte den Drill im Gedächtnis, wir waren auf das äußerste Vorbereitet und angespannt.
Da kommt der Prüfer und sagt erstmal, dass die Prüfung Spaß machen soll und wir deshalb ruhig bleiben sollen. Spaß? Tief durchatmen, es geht um nichts Lebenswichtiges, keine Ahnung, warum ich so aufgeregt war, ich konnte es nicht beherrschen. Als die ersten dran waren und wieder anlegten, dachte ich mir, was war das?
Schon war ich an der Reihe, rückwärts ablegen, dann Kurs dreißig Grad.
Prüfungsangst und die Ruhe unter Druck
Die Boje zum Mensch über Bord Manöver wurde hinter mir ins Wasser geworfen. Ich schaue hinter mich und dann war sie da, endlich, diese erlösende innere Ruhe. Ich höre mich noch rufen „Mensch über Bord, Steuerbord, Rettungsmittel ausbringen, Ausschau halten!“. Jetzt bloß nichts falsch machen, gegen den Wind anfahren, geschafft, „Mensch über Bord, Manöver beendet“ höre ich es noch. Schließlich musste ich über Steuerbord anlegen, das ist mir recht gut gelungen, was war ich stolz, Butter-zart. Als die Worte vom Prüfer zum Wechsel kamen, dachte ich nur, „das war es“, jetzt nur noch die Knoten. Die Knoten waren kein Problem, jeden Tag geübt, die konnte ich blind. Gegen die Fahrstunden war die Prüfung wirklich Kindergarten. Wir merkten auf einmal, dass wir sehr gut auf die Prüfung vorbereitet waren.
Wenn ich das geschafft habe, kannst Du das auch. Ich bin einer, der vor Prüfungen immer Panik schiebt. In der Ausbildung nannten die anderen Azubis mich „P.O.“ den „Panik Olli“. Bei jeder lumpigen Arbeitsprobe aufs neue.
Der Sportbootführerschein Binnen war nur noch Theorie. Wer die praktische Prüfung beim Sportbootführerschein See bestanden hat, braucht keine mehr beim Binnen zu machen. Bis auf die Umstände, dass einige Schallzeichen nicht die gleiche Bedeutung haben und beim Binnen von der Quelle zur Mündung gedacht wird. War alles recht einfach.
Da ich das Komplettpaket mit den Funkscheinen SRC und UBI mache, ist das lernen aber noch nicht vorüber. Das Sprechfunkzeugnis für den Binnenschifffahrtsfunk habe ich zwar schon in der Tasche, es fehlt aber noch das „Short Range Certificate“ für den Seefunk. Dann ist erst mal Winterpause.
Das ist nun der erste Artikel auf unserem Blog, weitere werden folgen!
Euer Oliver
Update 12/2022: Den SRC (Short Range Certificate) habe ich im Frühjahr 2017 abgeschlossen. Evtl. ist auch mein Weg zum SKS, dem Sportküstenschifferschein für Dich interessant.
Dich scheint der Segelvirus auch gleich zu Beginn erwischt zu haben. 😉
Aber es gibt bestimmt schlimmeres – ich kann jedenfalls gut damit leben.
Wünsche Dir viel Spaß und Erfolg mit deinem ganz frischen Segelblog und am Wasser immer fair winds and following seas!
Handbreit,
Markus
Das stimmt mit dem Segelvirus 🙂
Danke für die Glückwünsche!
Gruß
Oliver
Der Bericht hat mir richtig gut gefallen. 🙂 und macht noch mehr Lust auf eigene Erfahrungen. Ich freue mich auf weitere Beiträge!
Lars
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